Die Innerschweiz zelebriert die Oekumene, zeigt sich offen für die Anliegen andersgläubiger Mitmenschen. So soll der Islam in den Status einer Landeskirche erhoben werden, und schon heute schliessen hiesige Gelehrte nicht aus, dass längerfristig die Sharia für private Kontroversen zur Anwendung kommen dürfte, so der Freiburger Sozialanthropologe Prof. Dr. Christian Giordano.
Christen und Moslems begehen dieses Jahr zum ersten Mal den Eidgenössischen Buss- und Bettag gemeinsam – so steht es auf den eigens dafür geschaffenen rot-weissen „Sag schön Danke“-Plakaten . Diese wurden wohl nicht unerheblich mit den Steuergeldern von glaubensfernen, natürlichen und vor allem juristischen Personen berappt. Umsomehr erstaunt nun die Dogmatik, mit der die Stadt Luzern die 100% durch private Spenden finanzierte agnostische Bus-, bzw. Plakatkampagne „Da ist wahrscheinlich kein Gott…“ verbietet.
Dabei gibt es sicherlich auch in dieser Gegend Menschen verschiedenster Herkunft, die nicht primär Gott für Frieden und andere Annehmlichkeiten danken, sondern vielmehr den Tausenden von Forschern und Wissenschaftern, Denkern und Machern, die sich in Vergangenheit und Gegenwart für eine bessere Welt, Lebensqualität und Freiheit aller engagier(t)en. So zBsp. die Freidenker der Schweiz in ihrem Statement vom 18. September. Ob religiös oder ungläubig, bewusst oder unbewusst, wir alle nutzen die Früchte ihres Wirkens, in der Berufswelt, der Freizeit, in kranken wie gesunden Tagen.
Der Bund lenkt…
Aus der Politik erreichen uns nicht minder widersprüchliche Signale – einerseits will der Bundesrat die naturwissenschaftlichen Fächer gezielt stärken, andererseits wird auf kantonaler Ebene an religiös fundierten Kursen für „Ethik und Kultur“ gebastelt. Christliche Werte sollen gestärkt werden, die Integration der ausländischen Bevölkerung verbessert werden, in dem Schweizer Universitäten Imame ausbilden und der – anachronistisch anmutende – Religionsunterricht auch für nicht-christliche Konfessionen an staatlichen Schulen eingeführt werden soll.
Wenn heute allenorts die positive, verbindende Wirkung des Glaubens hervorgestrichen wird, vergessen wir nur zu leicht, dass missionierende Religionen gerade durch ihre Willkür auch Schreckliches zu verantworten hatten und haben. Dagegen bildet die Rechtsgleichheit, -sicherheit und -verbindlichkeit einen der Grundpfeiler unserer liberalen, offenen Gesellschaft. Auch ohne profunde Kenntnis des Korans sind dessen Mängel und Unvereinbarkeiten mit unserer Verfassung und den Menschenrechten offensichtlich. Der materielle und zivilisatorische Fortschritt war und ist stets eng mit der Rolle und Emanzipation der Frau verknüpft. Wie eine Gemeinschaft mit ihren schwächeren Mitgliedern umgeht ist immer auch ein Gradmesser für ihre Toleranz und Humanität. In einem unsicheren, vielfältigen Umfeld bieten weder pseudowissenschaftliche Erklärungsmodelle, wie sie die Esoterik unter dem Deckmantel der Spritualität feilhält, noch frömmlerische, jenseitige Heilsversprechungen einen verlässlichen Halt. Vernunft, Erkenntnisgewinn, Bildung, des Geistes und des Gemütes, sind die Schlüssel, mit denen wir die Herausforderungen der Zukunft meistern können.
Weblinks:
(http://www.20min.ch/news/luzern/story/Zahlen-Muslime-in-Luzern-bald-Kirchensteuern–18773620)
(Professor befürwortet Scharia für die Schweiz)
(http://www.kipa-apic.ch/download/20090918093836.pdf)
http://www.znews.ch/2009/09/02/luzern-erstmals-wirken-muslime-am-bettag-mit/
http://www.20min.ch/news/kreuz_und_quer/story/27117734
(http://www.freidenker.ch/index.php?option=com_content&task=view&id=726&Itemid=218)
(http://www.edi.admin.ch/aktuell/00705/00724/index.html?lang=de&msg-id=26456)