Antwort im Namen der FVS-Zentralschweiz auf das Aushang-Verbot des Zuger Stadtrates
Das Recht der freien Rede ist ein Grundpfeiler der modernen Demokratie. Meinungen sind durch Argumente zu untermauern. Auch Gott ist letztlich nur eine Meinung, ein „unsterbliches Gerücht“. Wie wir periodisch unseren Kleiderschrank ausmisten, tut es Not, Überzeugungen von Zeit zu Zeit kritisch zu hinterfragen. Viele Glaubensinhalte sind überholt, abgewetzt oder unnütz geworden, manche behindern uns und unsere Gesellschaft am Fortschritt.
Die gegensätzlichen Reaktionen in Behörden, die wenige Kilometer voneinander entfernt operieren, zeigen, dass das Verbot willkürlich und fast ausschliesslich durch persönliche Emotionen geprägt ist. Von Volksvertretern erwarten wir ausgewogene Entscheidungen, die einer vielfältigen, nicht nur katholischen Bevölkerung Rechnung tragen. Das Plakat ist eine Antwort auf die dogmatischen Bibelsprüche, die seit Jahren flächendeckend aushängen und unbesehen bewilligt werden. Der Zensurversuch des Stadtrates ist bevormundend und grenzt an Amtsanmassung. Es ist verheerend, wenn Gefühle, religiöse oder sonstige Befindlichkeiten zur politischen Kategorie erklärt werden.
Vor allem aber sollen Ansichten gleichberechtigt aufeinander treffen können und einem offenen Wettstreit ausgesetzt sein. Religionen verdienen keinen Sonderstatus. Der Staat ist zur grösstmöglichen Neutralität verpflichtet. Am Plakat-Entscheid wird sich weisen, was die Regierung unter Toleranz und Fairness versteht. Darf hier gar nur geäussert werden, was der Obrigkeit gefällt?