Einst galt das Wort, ob geschrieben oder gesprochen. Man gab sein Ehrenwort.
Mit der Ehre scheint uns das Wort abhanden gekommen. Es ist verwässert, verdreht, verkehrt.
Begriffe helfen die Wirklichkeit zu (be)greifen.
Die Sprache des digitalen Zeitalters ist schludrig und unscharf.
Wir sind eine geschwätzige Generation, aber reden selten miteinander.
Es gibt Apps, die sprechen alle Sprachen. Wir können kaum noch deutsch.
Aus Essen ist Food geworden. Hausmannskost ist schwer zu gendern und mache krank.
Vegan ist das neue koscher.
Im «Gourmet» Tempel wird es teuer.
Statt in den Turnverein gehe ich ins Gym.
Wir suchen einen Job und finden keine Arbeit.
Einige haben Burnout. Noch mehr Boreout.
Noch nie wurde so laut geschwiegen. Nie so viel kommuniziert und wenig gesagt.
Ungelebte Werte sind leere Worte.
Friedenstaube(n) hören die Kriegstrommeln nicht.
Zur Sicherheit schliessen wir die Freiheit ein.
Der Papst will offene Grenzen und sperrt den Vatikan.
Die Schweiz hat keine Bodenschätze aber gut geölte Beziehungen.
Sie ist pazifistisch und betreibt eine krisensichere Rüstungsindustrie.
Sie ist neutral und sanktioniert alte Freunde und neue Feinde gleichermassen.
Statt hilfsbereit im Dorf sind wir solidarisch mit der ganzen Welt.
Die sozialen Medien machen uns asozial.
Aus Cliquen wurden Communities.
Ich bin mobil und komme nicht vom Fleck.
Du hast Kontakte in den fernsten Ländern und kennst den Nachbarn nicht beim Namen.
Wikipedia weiss alles. Sonst kannst du hurtig googlen.
Frierst du, ist das Wetter schuld. Ist es heiss, liegt es am Klima.
Wir hätten viel zu besprechen. Doch es fehlen die Worte.
P.S. Niemand besingt die leeren Worte schöner als Mina im Klassiker Parole parole: