Zensur vor der Haustür

Der Säkulare hat es schwer, auch im digitalen Zeitalter. Fundamentalisten rüsten überall gegen eine der grossen Errungenschaften der Aufklärung: die Redefreiheit. Nach der Polemik um den Fitna-Film von Geert Wilders meldet der Humanistische Pressedient einen weiteren Zensurfall, und das nicht im fernen China, nein, gleich um die Ecke: Youtube sperrt das jüngste Video des britischen Kabarettisten Pat Condell, in dem er seine Landsleute auffordert, eine Petition gegen die Sharia Law Courts zu unterzeichnen.  Und dabei ist es noch nichmal ausgeklungen, das Orwell-Jahr.

Da stört sich der kultivierte Zeitgenosse an “Big Brother”, wenn er im Fernsehen als Soap läuft. Freiwillig und vorauseilend lässt sich der gleiche, aufgeklärte Bildungsbürger einen Maulkorb und Scheuklappen anlegen, die dann unter dem Label: Political Correctness oder Toleranz laufen. Und so sehr auch ich darauf vertrauen möchte, dass UNO, EU, und andere Gremien fürs Gemeinwohl arbeiten, was sich islamistische Interessensvertreter mit willfähriger Hilfe des Menschenrechtsrat und lokaler Politiker leisten, ist empörend. Leise, durch die Hintertür wird auf Druck der religiösen Hardliner die Meinungsfreiheit in die Schranken gewiesen, ächten will man sie gar, wenn irgendwelche Gläubige sich in ihrer Befindlichkeit gestört fühlen. Und wer in der Blogosphäre unterwegs ist, weiss, wie treffsicher und aus der Hüfte so ein zartbesaiteter Gottesfürchtiger schiessen kann.

Blasphemie soll verboten werden, obschon sich daran noch nie jemand verschnupft hat und keinerlei Opfer oder Schäden an Mensch und Tier nachgewiesen werden konnten? Wen kritisiert da der “differenzierte”, dem Kulturpluralismus verpflichteten Jurist, ob er von seiner Kanzlei nun auf die Thames, die Seine oder auf die Limmat blickt? Den Lästerer Rushdie oder den Mufti, der die Fatwa gegen ihn ausspricht? Youtube gehört Google, Google sitzt auch in Zürich, und Opportunitätskosten kennen keine physischen Grenzen…

Allen ein schönes Wochenende, warm müssen wir uns anziehen, vor allem wir Freigeister, denn für uns kommen eisige Zeiten. Heute soll’s gar schneien, und das anfangs Oktober.

Mehr Info unter RichardDawkins.net

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