Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser

Für viele ist Religion eine Privatsache. Eine Frage des Vertrauens. Von ein paar groben moralischen Verfehlungen der Glaubenshüter wird sich kein orthodoxer Katholik beirren lassen.  Dass das Vertrauen beim Vatikan jedoch immer schlechter aufgehoben ist zeigt das jüngste Beispiel:

Der Corriere della Sera leistet der systematischen Desinformation  Vorschub, indem er folgende Meldung des Osservatorio Romano unkommentiert abdruckt:  Die Antibaby-Pille macht Männer unfruchtbar. Kürzlich erst haben wir ja dank dem Papst erfahren, woher die grösste Gefahr für die Menschheit droht – von den Homosexuellen. Und da ist es ja nur folgerichtig, dass der heilige Stuhl einen UNO-Resolutionsvorstoss der Europäer boykottierte, der den weltweiten Schutz dieser Minderheit anstrebte.

Wir Frauen sind also für die Umweltverschmutzung durch Hormone verantwortlich. Das Zentralorgan des Kirchenstaats behauptet, die seit Jahrzehnten durch die Ausscheidungen von Frauen in Umlauf gebrachten “Tonnen von Oestrogenen” seien als Grund für die zunehmende Sterilität bei Männern in der westlichen Welt anzusehen. So der Verfasser des Berichts, Pedro José Mario Simon Castellvi, Präsident des Internationalen Verbands der katholischen Medizinervereinigungen, seines Zeichens Augenarzt. Als solcher ist er quasi prädestiniert, über Gynäkologisches zu befinden. Er glaubt schliesslich auch an die unbefleckte Empfängnis.  Zumindest sonntags in der Messe.

Natürlich haben umgehend wissenschaftliche Kreise gegen solch unhaltbare Thesen protestiert, die vielen Menschen, die vertrauensselig an die Unfehlbarkeit des Papstes “glauben” werden taub sein für technische Spitzfindigkeiten. Etwa jene, dass der massive Einsatz von Dünger und  Pflanzenschutzmitteln in der Landwirtschaft das Grundwasser nachweislich mit grossen Mengen von hormonwirksamen Substanzen belastet. Oder dass Plastik, also jede Pet-Flasche, Oestrogene absondert. Die wichtigste jedoch: die in der Pille enthaltenen Wirkstoffe werden vom weiblichen Körper metabolisiert und Oestrogen sollte eben gerade NICHT in beachtlichen Mengen im Urin nachweisbar sein. Das wäre nämlich ein Indiz für eine erfolgreiche Befruchtung, was die Präparate  ja mit 99%iger Garantie verhindern!

Dafür erreicht mich gleichzeitig die Nachricht, dass die sozialistische Regierung Brasiliens Pille und Kondome gratis abgeben will, um gegen Aids und ungewollte Schwangerschaften anzukämpfen. Die Kirche liess nicht lange auf sich warten und verdammte die Massnahme, weil sich damit die Bevölkerung reduziere.  Halleluja!

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