„Meister, wo finde ich das Glück?“ fragt der junge Mönch seinen weisen Lehrer. „Mein Sohn, hast du dein Frühstücksgeschirr schon gewaschen?“ antwortet dieser lakonisch. Diesen Spruch habe ich immer parat, wenn meine Buben um XBox, Fernsehen oder ähnliche Ablenkung betteln, während in ihren Zimmern das blanke Chaos herrscht. Und Ablenkung, doch in weit grösserem Stil, versprechen auch die Live-Earth-Konzerte, die dieses Wochenende die Zuschauer auf allen Kontinenten einen werden.
Wir sorgen uns um komplexe Kreisläufe in der Natur, die sich lange vor Erscheinen unserer Spezies eingespielt haben, ohne ihre genaue Wirkungsweisen im Detail verstanden zu haben. Mehr noch, wir wissen mit Sicherheit auch, wie sich das Wetter in Zukunft zu verhalten hat, damit es nicht zum Kollaps kommt. Ranghohe Wissenschafter und Politiker halten Hof, umgeben von Heuchlern und Kurtisanen beiderlei Geschlechts und aus allen Zünften. Mit Paukenschlägen wird der kommende Weltuntergang beschwört, das Volk so lange mürbe gemacht, bis es den Klimapropheten glaubt und den Geldbeutel für den Ablass öffnet.
Passt es auch in unsere Eventkultur, ist es doch ein unwürdiges Spektakel, wenn VIPs und Stars sich willig als Sprachrohr der Klimalobby verdingen und deren Hiobsbotschaft in alle Winde streuen, selbst dorthin, wo reale Sorgen und Nöte auf den Ärmsten und Vergessenen lasten. Angesichts der drohenden globalen Katastrophe verblassen weit dringendere Probleme unseres Planeten: was sind schon Bevölkerungsexplosion, HIV- und Malariaepidemien, Hungertote oder Abertausende von Slumbewohner ohne Zugang zu sauberem Wasser?
Schlimme Zustände, vor unser aller Auge, die sich mit viel gutem Willen verbessern liessen. Leider sind solche Themen wenig medienwirksam und es fehlt ihnen an generösen Sponsoren. Aber bevor ich reinzappe und Madonna in ihrem immer heller leuchtenden Heiligenschein bewundere werde ich wohl lieber die Küche aufräumen.