Intelligent

Adjektiv, meiner Meinung. Es war Ambrose Bierce, der „intelligent“ so in „Des Teufels Wörterbuch“ definierte. Im Umkehrschluss wäre dann einer, der anderer Meinung ist, dumm. Nun, Forrest Gumps Mutter sagt: „Dumm ist der, der Dummes tut“. Dem können sicher einige zustimmen.

Wenn wir nun weiterdenken, was dumm ist, wird es heikler. Dumm ist meiner Meinung nach z. B., das Krokodil zu füttern in der Hoffnung, nicht (oder zuletzt) gefressen zu werden. Das mag eine Zeitlang gut gehen, doch irgendwann ist das Biest dermassen gemästet, dass da nicht mehr genügend Futter ist, um es satt zu kriegen.

Das Urteil, ob es klug oder dumm war, hängt davon ab, wo wir den Film anhalten. Stoppen wir die Spule, bevor der Wärter verschlungen wird, handelt er intelligent. Rufen wir „Schnitt!“, nachdem die Riesenechse zubeisst, denkt wohl mancher: „Blödmann!“

Wer hat recht?

Das bringt uns zu Richard Rorty. Nicht weil der Amerikaner dumm war, ganz im Gegenteil. Er war einer der eminentesten amerikanischen Philosophen der Gegenwart. Wenn ich seinen Pragmatismus verstehe, dann meint er, dass es kein absolutes Richtig und Falsch gibt, sondern nur mehr oder weniger befriedigende „Rechtfertigungen“ einer Tat. Dass es „da draussen“ auch keine von uns losgelöste Wahrheit gebe und wir auch unser Ich selber erschaffen durch das, was wir uns ständig über uns erzählen. Quasi ein persönliches Narrativ neben den grossen Mythen und Märchen der Völker.

Jedem seine reality show

Insofern versteht er die „Realität“ ähnlich wie die Konstruktivisten; Paul Watzlawick, ein bekannter Vertreter dieser Schule, liefert uns mit seinem populären Bestseller „Wie wirklich ist die Wirklichkeit“ eine praktische wie amüsante Einführung. Er zeigt auf, wie jeder in seiner Vorstellung lebt und sie so zusammenzimmert, dass unsere Existenz „stimmt“. Neurologen sprechen heute von Ego-Tunnel, Elon Musk spekulierte schon öffentlich, ob wir alle in einer Simulation leben. Im Grunde ist es müssig, sich darüber zu streiten, wer nun recht(er) habe. 

Es kommt meistens anders als „geplant“

Wenn „richtig“ soviel heisst wie erfolgreich, dann können wir sowieso  erst nach vollbrachter Tat ein abschliessendes Urteil geben. Hat es geklappt, war es richtig, ging es schief, war unser Handeln falsch und wir dumm. Aber, wie Søren Kierkegaard trefflich schrieb:

„Verstehen kann man das Leben oft nur rückwärts, doch leben muss man es vorwärts.“  Und im Nachhinein sind wir ja alle immer gescheiter.  Die Erkenntnis nützt dem Aufgefressenen zwar nichts mehr, aber die Nachwelt vergiesst sicher ein paar Tränen über seinen „dummen“ Tod. Krokodilstränen.

 

Des Teufels Wörterbuch, erhältlich u.a. bei: https://www.orellfuessli.ch/shop/home/artikeldetails/A1027053675

1 Kommentar zu „Intelligent“

  1. Wenn ich so die Menschheit betrachte, vorallem die Jugendlichen, muss ich sagen: ja sie ist dumm. Oder hat das damit zu tun, dass ich alt bin.

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