Ich weiss es nicht (frei nach Marco Rima)

Angesichts des drohenden Armageddon, dessen Initialzündung aus dem Gazastreifen wir grad erleben könnten, wird sich der eine oder andere die Gretchenfrage stellen und beantworten (müssen): Nun, wie hältst du’s mit der Religion?

Ich für meinen Teil antworte: gar nicht. Und zwar nicht aus „Ungläubigkeit“, sondern aus tief empfundener und ehrlicher Unwissenheit. Das macht mich in dieser Frage zur Ignostikerin. Was nicht heisst, dass ich nicht empfänglich bin für Transzendenz und Spiritualität, die Musen. Wie Richard Feynman einst sagte, auch das Wissen um die chemischen Vorgänge in einer Rose schmälern nicht ihre Schönheit und nicht ihren Duft.1

Mein ethischer Kompass speist sich einfach nicht aus sog. heiligen Schriften. Ich habe ein Gewissen. Was die Religion anbelangt bin ich der Überzeugung, dass sie ins Private, und nur dorthin gehört. Diese Sphäre ist oder sollte unantastbar sein. Vor dem unseligen Antirassismus-Paragraphen schützte die Schweiz nicht die Religion sondern die Glaubensfreiheit. Das ist ein Individualrecht. Nur eine natürliche Person kann einen Glauben haben. Mit der neuen Strafnorm werden Religionen, d.h. Organisationen geschützt und Gruppenrechte gestärkt. Dabei ist die einzige legitime Aufgabe des Staates, den Einzelnen vor den vielen zu schützen. Selbstbestimmung, nicht Mitbestimmung garantiert Freiheit und Entfaltung, ein Glück nach der eigenen Fasson. Wozu Gruppendenken verleitet wird uns eben ungefiltert aus Nahost präsentiert. Hier die Guten, da die Bösen. Take your pick.

Ich will hier angesichts des Ausmasses der Gewalt keine sterile Debatte um Gott lostreten. Ob er nun Jahwe, Allah, Jesus heisst.  Dafür haben wir spätestens seit der Erfindung der Religion ja Spezialisten. Bestimmte früher die Inquisition, was wahr und was Fake News waren, trennen heute Facebook, Youtube und Staatsmedien die Spreu vom Weizen, “Wissenschaft” von Verschwörungstheorien, Experten von Ketzern.

Wohin es führt, wenn mit Thora, Bibel, oder Koran Politik gemacht wird hatte ich lange „nur“ aus dem Geschichtsunterricht gekannt. Mit dem Karikaturenstreit2, der Fatwa gegen Salman Rushdie, dem Attentat auf Charlie Hebdo rückte das Schrecken näher. Jetzt aber ist ganz grosse Showtime, live auf CNN und X, vormals Twitter. Für eine Glaubensdebatte sind Foren meiner Meinung nach nicht der richtige Ort. Im übrigen müssten wir zuerst definieren, was unter der Chiffre „Gott“ überhaupt gemeint ist.

Was den Krieg in Nahost anbelangt: Kam er unerwartet? Ist alles gar eine verdeckte Operation (false flag)? Der sprichwörtliche schwarze Schwan? Ich weiss es nicht. Und überhaupt, ob ich es weiss oder nicht macht auch keinen Unterschied für den Gang der Dinge.


1 Richard Feynman – Ode To A Flower

2 https://de.wikipedia.org/wiki/Mohammed-Karikaturen

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