Gottes Mühlen sind ins Stocken geraten

In den westlichen Industrienationen outen sich immer mehr Menschen als konfessionslos.  Zum ersten Mal in der abendländischen Geschichte kann man sich selbstverantwortlich und ohne Angst vor sozialer Ächtung  für ein Leben ohne religiöse Überbauten entscheiden. Und wir tun es in grosser Zahl. Laut dem Eurobarometer 2005 glauben 52 % der Bürger der 25 EU-Staaten an einen Gott, während 18 % weder an Gott noch an eine spirituelle Kraft glauben (27 % glauben an “some sort of spirit or life force” und 3 % äußerten sich nicht). Dabei sind innerhalb der Europäischen Union sehr große Unterschiede zu sehen, so ist die Rate der Gottesgläubigen in Malta mit 95 % (die Türkei hat denselben Wert) am höchsten und mit 16 % in Estland am tiefsten. Deutschland, Österreich und die Schweiz zeigen mit 47 %, 54 % und 48 % vergleichbare Werte.

Die Schar derer, die angeben weder an Gott noch an eine spirituelle Kraft zu glauben ist mit 33 % in Frankreich am grössten, während Deutschland 25 %, die Schweiz 9 % und Österreich 8 % aufweisen. Weiterhin ist der Studie zu entnehmen, dass mehr Frauen (58 %) an Gott glauben als Männer (45 %). Je älter, desto konservativer und gläubiger, was wiederum eng mit der jeweiligen Schulbildung korreliert.

Die Volkszählung 2000 bestätigt diesen Trend auch für die Schweiz: So gaben fast 810’000 Personen (ca. 11,1% der Wohnbevölkerung) an, keiner bestimmten Kirche oder Religionsgemeinschaft anzugehören, wie das Bundesamt für Statistik (BfS) vermeldet.

Sogar in Italien verschafft sich die Stimme der Säkularen verstärkt Gehör bei gesellschaftspolitischen Themen. In den USA spricht man von rund 10% Atheisten und Agnostiker.

In seiner Rede zur Amtseinsetzung hat Präsident Barak Obama die Nichtglaubenden explizit nach den Christen, Muslimen und Hindus als Teil des amerikanischen “Erbes” benannt.  Solche Nebensätze mögen im Pomp der Feierlichkeiten, samt Gottesanrufung und Schwur auf die Lincoln-Bibel  untergehen, und doch schütten sie Wasser auf die Mühlen der Atheisten,  dies- und jenseits des Atlantiks. David Mills erkennt gar 10 Faktoren, weswegen die Hoffnung auf ein “goldenes Zeitalter des Atheismus”, vor allem in den USA, durchaus berechtig erscheint. Im unten verlinkten Video erläutert er seine These im Detail (ca. 50 Minuten lang).

Den wichtigsten Katalysator sieht der Autor des Bestsellers “Atheist Universe” in der Überwindung der philosophischen Isolation.  Dank neuen Kommunikationsmitteln wie Blogs, Youtube, virtuellen Begegnungsräumen wird aus Quer- oder Andersdenkenden schnell eine “Community”. Eine vernetzte Gemeinschaft, die sich nicht mehr durch Geld, etablierte Machtapparate oder psychologischen Druck mundtot machen lässt: wer heute als “quantité négligeable” belächelt wird kann morgen schon als ernstzunehmende Interessensgruppe auftreten.

http://video.google.com/videoplay?docid=-6755996169964510379

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