Der Mensch denkt und lenkt

Angeregt durch die Multikulturalismus-Debatte haben wir unsere persönliche Weltanschauung hinterfragt. Wir sind zum Schluss gekommen, dass jahrtausendalte Bücher nicht dazu taugen, die grossen sozialen und politischen Herausforderungen des dritten Millenniums zu meistern. Unser Planet platzt aus allen Nähten: der Vatikan verdammt starrköpfig jede Massnahme, die die ungehemmte Bevölkerung der Erde eindämmt. Der Westen bietet allen die Freiheit, sich zu entfalten und ihr Leben eigenverantwortlich zu führen. Das Streben nach individuellem Glück, Toleranz, Rechtssicherheit und –gleichheit sind im Abendland historisch gewachsen. Zuzüger mit archaisch geprägten Traditionen stossen sich aber an unserer offenen Gesellschaft, die sie als „dekadent“ empfinden; in Grossbritannien und Kontinentaleuropa breiten sich Ethnien aus, die unsere Demokratie ablehnen und eigene Gesetze und Regeln zu etablieren versuchen. Der Relativismus ebnet diesen Strömungen den Weg, indem er alle Werte und Ideale vermengt und schliesslich aufhebt.

Das Irrationale macht sich breit. Aberglaube, esoterische Heilsversprechungen, Wissenschaftsfeindlichkeit sind auf dem Vormarsch. Der Glaube ist für viele eine private Angelegenheit. Wenn jedoch fundamentalistische Leader ins Rampenlicht drängen und ihre Machtansprüche anmelden, ja sogar die Deutungshoheit in ethisch-moralischen Fragen beanspruchen, müssen sich die liberalen Stimmen erheben. Ohne die kultur- und kunstgeschichtliche Bedeutung der Religionen schmälern zu wollen, muss eine klare Trennung von Kirche und Staat vollzogen werden. Anstatt dem militanten Islam ein frömmlerisches Christentum entgegenzuhalten, sollten die Werte der Aufklärung gestärkt werden – in der Überzeugung, dass nur durch Vernunft und ständiges Ringen um Erkenntnis eine friedliche Zukunft möglich ist.

Für das Wiederaufflammen des Religiösen gibt es aktuelle Beispiele zuhauf: so soll ein Glaubensbekenntnis in die neue Schwyzer Verfassung aufgenommen werden, die doch bisher bestens ohne Götter funktioniert hat; in Zürich ist die Einführung eines obligatorischen Religionsunterrichts geplant; Kreationisten wollen ihre biblisch inspirierten Theorien ebenbürtig neben fundiertem Biologiewissen vermittelt sehen. 400 Jahre sind offensichtlich nicht genug, um einem naturalistischen und menschengerechten Weltbild zum Durchbruch zu verhelfen. Jede Generation muss erneut um Mündigkeit, Selbstbestimmung und Wahrheit kämpfen.

Wir möchten unseren Teil dazu beitragen. Am 4. Juli 2008 wird als erstes in Arth-Goldau die Zentralschweizer Sektion der Freidenker-Vereinigung Schweiz reaktiviert, die sich seit 100 Jahren für Laizität und Humanismus einsetzt und das freie, von Dogmen und Tabus unbehinderte Denken in allen Bereichen des öffentlichen Lebens fördert. Gleichgesinnte sind herzlich zum Mitwirken eingeladen.

Kommentar verfassen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert