Gefiederte Affen

In letzter Zeit sorgt der Vatikan weit über Italiens Grenzen hinaus für Unmut, auch unter seinen Anhängern. Die Rehabilitation der Pius-Bruderschaft, samt bekennendem Holocaust-Leugner, ist nur der letzte Akt eines im Grunde genommen erheiternden Trauerspiels. Dass die Mutterkirche weiterhin auf die Unfehlbarkeit ihres Oberhirten pocht, erscheint doch dem einen oder andern Zeitgenossen, der die Meinungsvielfalt schätzt, etwas anmassend.

Jede Organisation benötigt Autorität, um ihr Wirken zu rechtfertigen. Kardinäle und  Ayatollahs, Rabbiner und Dalai Lamas wollen, nein, müssen unbedingt “respektiert” werden, denn davon leiten sie ihren Führungsanspruch ab.  Früher befehligten Herrscher, Päpste und Propheten bewaffnete Heere, heute müssen sie sich auf ihre “moralische” Kompetenz berufen.

Jedoch, wie kompetent sind sie heute noch, die Bewohner der klerikalen Elfenbeintürme? Damit wir jemanden besonders achten muss er herausragen aus der Masse. Im Tierreich äussert sich der Vorteil eines Exemplars im schöneren Gefieder, in furchterregenden Reisszähnen, dem glänzenden Silberrücken. Vielleicht liegt in der Erinnerung an diese urzeitlichen Zustände die instinktive Faszination begründet, die alles Aussergewöhnliche in uns hervorruft, die Verehrung von Spitzensportlern, Diven, grossen Artisten?

Jäger, Sammler und Schamanen
In menschlichen Gemeinschaften, religiösen inklusive, werden “Rollen” verteilt. Dazu dienen letztlich alle heutigen Macht-, bzw. Statussymbole, sind sie doch bloss eine Weiterentwicklung der physischen Stärke, die, nebst Anpassungsfähigkeit und Erfindungsgabe,  über Überleben und Tod, Rang und Futter unter den Neanderthalern entschied. Der Magier, bzw. der Priester beeindruckt im Gegensatz zum Krieger nicht durch körperliche und martialische Überlegenheit. Wie bringt er seine Stammesmitglieder trotzdem dazu, für ihn zu “arbeiten” und ihm einen gehörigen Anteil der Beute zu überlassen? Er verlegt sich auf’s mystisch-spirituelle Imponieren. Dazu benötigt er ganz spezielle Requisiten, tiefschwarze, purpurne, weisse oder violette Gewänder, orange Roben, unheimliche Rituale und Amulette, mit denen er die andern in seinen Bann zieht.

Zudem verbündet er sich mit unbesiegbaren “Mächten”, Geistern und Göttern. Nur wer ihre verschlüsselte Sprache versteht, denen offenbart sich die Weltformel, das “Geheimnis”.  Hat der Auserwählte seine Umgebung erst davon überzeugt, dass er mehr weiss und kann, wird ihm freiwillig gehuldigt und hofiert.  Spricht sich jedoch herum, dass es mit seiner “Kunst” nicht weit her ist, muss er um seine Privilegien bangen. Den wankenden Hierarchen bleibt da oft nur der immer dreistere Griff in die Trickkiste: dadurch, dass die Messe wieder in Lateinisch gelesen werden soll, lässt sich der (faule) Zauber noch etwas aufrechterhalten: je weniger der Gläubige versteht, umso gescheiter erscheint der Vorbeter.

Der ganze architektonische, protokollarische Pomp der Katholischen Kirche ist nichts weiteres als eine einzige, aufgeblasene “Schweiffeder”, die Respekt heischt. Es ist zu hoffen,  dass sich die Menschen nicht länger davon blenden lassen. Denn mit jedem Faux-pas der alten, eitlen Männer wird der nackte Affe unter den glitzernden Mäntelchen für alle, die sehen wollen, sichtbar.

Weisser Rauch und schwarze Magie:

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