Freunde

Wir Europäer werden immer selbstgerechter und opportunistischer. Der Widerstand gegen den US-Raketenschild an unserer Ostgrenze und das Verständnis für den Kollisionskurs Russlands sind entlarvend. Amerika-Bashing ist populär wie nie; Kriegstreiber und Imperialisten seien sie allesamt, in solch undifferenzierten Blogeinträgen zeigt sich die tiefe Antipathie gegenüber der Supermacht. Der letzte grosse Krieg, der unseren Kontinent in Schutt und Asche legte, konnte nur dank der Hilfe aus der Neuen Welt beendet werden – diese geschichtliche Eselsbrücke scheinen nicht nur jüngere Semester nötig zu haben, auch Ältere verdrängen vage Erinnerungen an Normandie, Marshall-Plan und Prager Frühling.

Bush soll einst blühende Länder in wüste Einöden verwandelt haben, lese ich da und frage mich, was gemeint sein könnte. Etwa der Irak? Fliessen da nicht Euphrat und Tigris, im sagenumworbenen Zweistromland, dort, wo einst in Ur unsere Zivilisation ihren Anfang nahm? Vor 6000 Jahren? George Double U muss für alles Elend herhalten, für die hohen Lebensmittel- und Benzinpreise wie für den Wirbelsturm in Burma. Bei solch gefestigten Feindbildern nutzt es wenig, die Verknappung des Angebots zu erwähnen, die Bevölkerungsexplosion und ähnliche Nebenschauplätze. Natürlich wollen sich Schwellenländer für die gute Luft des Westens nicht in ihrer Industrialisierung hindern lassen. Dass in den USA auch viel investiert, gewagt und geforscht wird im Umweltsektor wird generell unterschlagen, ebenso Kaliforniens Vorreiterrolle in sauberen Technologien.

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Die nächsten Kriege, grosse wie kleine, werden um Ressourcen und Religionen entbrennen. Von ersteren gibt’s zuwenig, von zweiteren zuviel. Da hilft Schablonendenken nicht weiter. Europa müsste seine inneren Zerwürfnisse überwinden und sich als Ganzes mit seinem Verbündeten solidarisieren. Wer steht uns näher als die Vereinigten Staaten, mit welchen Völkern fühlen wir uns im Geiste verwandt? Aus solchen Fragestellungen ergeben sich verbindliche Loyalitäten. Diese zeigen sich in der Teilnahme an gemeinsamen Militäroperationen ebenso wie in der Bereitschaft, umstrittene Massnahmen wie die Stationierung von Abwehrsystemen, mitzutragen. Ungeachtet dessen, ob es dem eigenen Land, der eigenen Karriere unmittelbar etwas bringt.

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