Die Schweiz ist eine Willensnation

Die Einbürgerungsinitiative erregt die Gemüter. Bereits schwingen die Gegner die Diskriminierungskeule, während die Befürworter die direkte Demokratie in Gefahr sehen und die Entscheidungsbefugnis in dieser Sache wieder den Gemeinden übertragen wollen.

Gewachsene Zusammengehörigkeit
Die Schweiz ist weder kulturell noch sprachlich eine Einheit. Durch ihre geografische Lage ist sie rundum exponiert und muss sich ihren inneren Zusammenhalt selber geben. Romands versuchen sich im Dialog mit den alemannischen Nachbarn, eine Prise Italianità sorgt für Farbe im Alltag und das Ganze wird ständig durchmischt mit Neuzugängen. Seit dem Rütlischwur ist die Eidgenossenschaft das Produkt eines konstanten Ringens um Gemeinsamkeiten. Umsomehr muss sich ein Migrant zu dieser neuen Heimat bekennen, will er in den Kreis ihrer Bürger aufgenommen werden.

Eine nationale Identität wird einem nicht per Verwaltungsakt geschenkt. In all den Jahren, in denen ich hier zuhause bin, wurde ich nie ausgegrenzt, nicht wegen meiner Herkunft, nicht wegen meines Naturells. Ich empfinde die Schweiz als ein gastliches, zivilisiertes Land, voller Möglichkeiten für strebsame Menschen, egal, woher sie stammen. Unter uns leben Hunderttausende bestens integrierter Einwanderer, viele davon schon in der 3. Generation. Regelmässig werden Forderungen laut, ihrer juristischen Gleichstellung endlich die faktische folgen zu lassen.

Papier-Schweizer?
Persönlich finde ich es richtig, dass der rote Pass generell eine Holschuld bleibt. Die Verfahren haben ja allesamt rechtsstaatlichen Normen zu entsprechen. Bei gemischten Ehen kann überdies eine erleichterte Einbürgerung beantragt werden, sie steht auch Nachkommen von alteingesessenen Ausländern offen. Ohne ein Interesse an einer politischen Karriere bringt das nur bedingt nennenswerte Vorteile gegenüber einer Niederlassungsbewilligung C. Bei den lauen Wahlbeteiligungen der letzten Jahre scheint der Wunsch nach Mitverantwortung und aktivem Engagement aber nicht gerade überwältigend.

Sind es also vielleicht doch nicht nur hehre Beweggründe, die zu den im europäischen Vergleich überproportionalen Einbürgerungszahlen führen? Ist es legitim, dass anonyme Gerichte Urteile fällen, deren soziale und finanzielle Konsequenzen von den Gemeinden getragen werden müssen oder widerspricht eine solche Praxis dem Föderalismusgedanken? Letztlich geht es darum wer bestimmt – der Patron, an dessen Haustür geklopft wird oder der um Einlass Bittende. Muss ich mich dafür entschuldigen, wenn ich meine Zuger Kirschtorte nicht mit irgendeinem Fremden teilen möchte oder hat jeder automatisch einen gesetzlichen Anspruch auf ein Stück, bzw. den ganzen Kuchen?

Dass bei solchen Themen die Emotionen hoch gehen ist verständlich, denn da prallen die unterschiedlichsten Weltanschauungen aufeinander. Darwin vs. Jesus, Marx vs. Hayek und alle Schattierungen dazwischen.

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