Chaoten und Bewegte

Kürzlich diskutierten wir über pubertäre Zerstörungswut am Rande von Demonstrationen und die Verhältnismässigkeit der Polizeieinsätze. Ungeachtet des Anlasses für den Protestzug ist übergriffige Staatsgewalt immer zu verurteilen. Aber auch berserkende Demonstranten. Manch Sozialromantiker tendiert dazu, die Krawalle als Ventil für Frustrationen und Testosteron-Staus in bildungsfernen Gruppen zu verharmlosen. Das finde ich heikel.

Hände weg!

Die Aggressionen, ob nun psychisch, politisch, kulturell, sozial oder hormonell bedingt, sind kein Grund, fremdes Eigentum zu beschädigen. Randalierende sind ganz einfach unanständig. So brachte der Bankräuber und spätere Autor und Schauspieler Burkhardt Driest in der Talkshow „Je später der Abend“ auf den Punkt: wenn einer auf einer Veranstaltung ein Ei gegen Willi Brandt werfe sei das nicht politisch sondern ungezogen. Was ihm von Romy Schneider, die neben ihm sass, die legendären Worte einbrachte: „Sie gefallen mir, Sie gefallen mir sehr!“

Unsinnig ist es zudem, Sachschaden und Schaden an Menschen gegeneinander abzuwägen. Eigentlich sollte Erziehung dazu führen, dass junge Menschen sich in den Griff bekommen, mit ihren Gefühlen, Wünschen und Träumen umzugehen. Ich musste mich schliesslich auch jahrzehntelang anstrengen, um mein PMS zu bändigen; genauso erwarte ich, dass Jugendliche ihre Verwirrungen gesittet überstehen. Es ist Aufgabe der Erwachsenen, der Familie und  und des Unfeldes, den  Kindern dabei zu helfen, mit den Schnittstellen ich/du/wir/ihr/sie klarzukommen. Meins ist meins, deins ist deins und was nicht mir gehört, rühre ich nicht an.

Common sense ist not so common

Um das zu verstehen braucht es keine Hochbegabung, um diesen Grundsatz jeden Zusammenlebens zu vermitteln kein Diplom in Pädagogik. Jede Religion und Kultur baut darauf.

Konservative möchten wie der Name sagt bewahren. Das, was sie für gut, erprobt, besser als das Neue oder Fremde halten. Im Falle der Schweiz wären das: Friedlichkeit, Ordnung, Eigenverantwortung, Leistungsgedanke. Da bin ich grundsätzlich auch dafür.

Sozialisten solidarisieren sich prinzipiell mit den Schwächeren, Minderheiten oder sonst als benachteiligt Wahrgenommenen: Migranten, vormals „Ausländer“, Homosexuelle, neu LGBT+, Ausgebeutete, Arme. Das unterstütze ich auch.

Gleichheit mit doppeltem Mass?

Auch Gewalt gegen Frauen ist zu verurteilen. Nicht nur linke Medien tun das zu Recht vehement. Ausser, die Gewalt geht von patriarchalisch geprägten Einwanderern im Namen des Islam aus. Da schweigen gerade die Emanzipiertestens am lautesten. Diese Doppelmoral der sonst auf allen Kanälen gegen den „alten weissen Mann“ wetternden Schwestern hat die somalische Frauenrechtlerin Ayan Hirsi Ali immer wieder angeprangert.

Es ist legitim, Schwächeren beizustehen, es sei denn, dass dadurch das Leiden verewigt (Mutter Teresa), Probleme verwaltet (Hilfsindustrie) statt gelöst, andere Probleme (Fördern ohne fordern) geschaffen werden.  Intoleranz verdient keine Toleranz.

Die Mittel, mit denen man versucht, soziale Anliegen politisch durchzusetzen finde ich oft links wie rechts problematisch. Beide  Seiten bemühen Feindbilder, Neid oder das schlechte Gewissen. Beide wecken Ressentiments. Doch Krawalle, egal unter welcher Flagge, sind immer ein No-go. Widerspruch sollte gewaltlos bleiben. Im Privaten wie auf der Strasse.

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